Morgenstern, Susie
Die Farben des Lebens.
160 Seiten
ab 10 Jahren
[Unser Buch-Tip des Monats
Oktober 1998]
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In Ernests Leben hat
alles seine Ordnung, alles seinen Platz. In diesem Leben
mit der Großmutter und einer Haushaltshilfe gibt es
keine Eltern, kein Telefon, keinen Fernseher, und das
Radio wird nur abends für die Nachrichten
eingeschaltet. Ernest ist zehn Jahre alt und vermisst
nichts, denn er kennt es nicht anders. Bis Victoire in
sein Leben tritt. Victoire ist tempramentvoll,
lebenslustig und ungehemmt in ihrer Neugier. Und - sie
mag Ernest sehr. Eigentlich mögen viele Mädchen
Ernest, aber Victoire ist die einzige der es gelingt,
sich in sein striktes Leben einzumischen. Victoires
Zuhause ist das Gegenteil von Ernests: Mit dreizehn
Brüdern ist ständig etwas los, und die
Betreuung des Kleinsten teilen sich die Geschwister. Ohne
zu wissen wie ihm geschieht, wird Ernest mit eingespannt
- so erlebt er zum Beispiel die Zuneigung eines Babys,
erfährt, wie Schokolade schmeckt, und lernt einen
Supermarkt von innen kennen. Plötzlich befindet sich
Ernest mitten im Leben, anstatt einfach nur zuzuschauen.
Mit einem Mal halten Farben Einzug in seinen sonst so
grauen Alltag, und das Schöne ist: es gefällt
ihm. Ernest kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, nie
hätte er gedacht,dass das Leben so vielseitig sein
kann. Nach all den Jahren kann er seine Großmutter
zum ersten Mal dazu bewegen, mit ihm für einen
Spaziergang das Haus zu verlassen. Zu guter Letzt bringt
Ernest sogar die Neugier und den Mut auf, nach seinem
Vater zu forschen - ihn gibt es nämlich. -Das Buch
liest sich wie eine Parabel: es steckt soviel
Lebensweisheit darin, und dennoch kommt es unbeschwert
daher, kindgerecht, mit viel Komik. Es vermittelt Mut zur
Neugier, ein optimistisches Lebensgefühl, lässt
aber auch Platz für Trauer und Melancholie, die
genauso zum Leben gehören. |